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Juli 2024

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Margarita Garcia Robayo: Das Paket

Die junge Ich-Erzählerin, eine Schriftstellerin, lebt in Buenos Aires, fern ihrer Schwester und Mutter in Kolumbien. Sie erhält regelmäßig Pakete von ihrer Schwester, einem besonders großen entsteigt die Mutter!, die sich mit großer Selbstverständlich-keit bei ihr einquartiert und gute Rat-schläge erteilt. Mit ihrem Erscheinen kommen viele Erinnerungen auf, Fragen an das Leben, die eigene Situation und die ihrer Generation. Leicht, klar, fließend und sehr humorvoll ist dieser Roman, dessen Heldin vor keiner Frage abtaucht, die Klarheit in ihr Leben bringen möchte. Und mit den Leser:innen das Spiel: wie wirklich ist das, was sich als Realität präsentiert? spielt. Das ist unterhaltsam und tiefgründig.

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Emily Cooper:

Verlangsamung des Herzschlags

Emily Coopers Gedichte sind ganze Geschichten. Sie erzählen von einem Eis, einer Orange oder Katzen, auf weiteren Ebenen handeln sie jedoch von Einsamkeit oder Vertrautheit, von der Zeit bzw. dem Zeitempfinden und dessen Verknüpfung mit inneren und äußeren Räumen. Sie fragt, wo wir zu Hause sind, spürt Gerüchen oder Abgelegtem nach.

Sie erzählt leichtfüßig, scheinbar schlicht, doch mit erstaun-lichen Wendungen, Einsichten und Ausblicken.

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Lisa Weeda: Tanz, tanz, Revolution

Im fiktiven Besulia, einem Land im Osten Europas, das von seinem nördlichen Nachbarn überfallen wurde, gibt es einen traditionellen Tanz, mit dem Tote wieder zum Leben erweckt werden können. Damit möglichst viele Menschen diesen Tanz lernen, dreht die junge Anna Videos von ihrer Großmutter und stellt sie ins Internet. Es ist die verzweifelte Hoffnung, dass viele Menschen tanzen, sich bewegen, ihre Kraft für andere geben, damit diese leben können. Doch wie lange hält die Aufmerksamkeit der Welt vor, wann wendet sie sich anderen Ereignissen zu, wann setzt Kriegsmüdigkeit ein, wird die Sehnsucht nach der eigenen Normalität stärker als das Mitgefühl für andere? Indem sie verschiedene Erzählstimmen zu Wort kommen lässt, chronologisch rückwärts erzählt, eine uralte Legendengestalt mit der modernen Welt verbindet, schafft Lisa Weeda ein grandioses, vielschichtiges Werk über unsere Zeit. Sie ruft auf, hinzuschauen und vor allem, sich zu bewegen. Ohne Bewegung gibt es weder eine Revolution noch Frieden.

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Margrit Schriber: Die Stickerin

Margrit Schriber fiktionalisiert in ihrem Roman die märchenhafte Lebensgeschichte der Stickerin Maria Antonia Räss. Sie kam 1893 im Appenzell zur Welt, begann mit vier Jahren im Webkeller zu arbeiten, wanderte 1920 nach New York aus und gründete ihr eigenes Label. MRA wurde zum Gütesiegel feinster Stickerei, Maria Antonia zu einer Geschäftsfrau, die schließlich im Rockefeller Center residierte. Der Gegensatz der Welt, aus der sie kam und jener, die sie sich eroberte, könnte nicht größer sein. Der Roman, der sich auf Briefe, Erinnerungen und Fantasie stützt, zeichnet das Bild einer Frau, die schon früh weiß, was sie will, und die sich gegen Vorbestimmungen und Zuschreibun-gen wehrt. Mit Erfolg.

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