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September 2021
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Gunter Gerlach:
Ein falsches Wort und du bist tot
Dreiunddreißig Kurzgeschichten des Multitalents Gunter Gerlach, geb. 1941. Sie sind absurd, surreal, spielen mit der Wirklichkeit (gibt es die eigentlich?), sie spielen mit den LeserInnen. Viele Tote gibt es in diesen Geschichten, Männer und Frauen, die einfach nicht zusammen kommen (Mann und Frau, passt das eigentlich?), Romanfiguren, die ins Leben ihres Erfinders treten, oder Figuren, die anderen ihre Träume diktieren. Die kurzen und kurzweiligen Erzählungen nehmen gefangen, erzeugen Staunen, werfen Fragen auf. Sie machen Spaß und Ernst, sie sind sehr anregend.
Nina Bouraoui: Geiseln
Der ganz auf seine Heldin Sylvie konzentrierte Roman ist zugleich ein intimes Porträt der Mittfünfzigerin und ein Bild der modernen (Arbeits) Welt. Freiheit, Mann und Frau, oben und unten in der Gesellschaft, vor allem aber Gewalt, sind die Themen des Romans, der mit klarer Sprache formuliert, dass Arbeits- und Gefühlsleben nicht zu trennen sind.
Dato Turaschwili:
Das andere Amsterdam
Der georgische Schriftsteller Dato Turaschwili hat ein dreimonatiges Stipendium in Amsterdam bekommen. Er nutzt die Zeit für Streifzüge durch die Stadt und die Geschichte, denn er sucht nach Spuren seines Großvaters. Dieser floh Ende 1944 von Frankreich nach Holland - auf der Suche nach einer buchstäblich vom Himmel gefallenen Frau. Vermutlich schaffte er es nicht nach Texel, jener Insel, auf der 1945 achthundert georgische Kriegsgefangene einen Aufstand gegen die Deutschen durchführten. Dato Turaschwili verknüpft Geschichte und Zeitgeschehen, politische Ereignisse und private Erlebnisse zu einem höchst interessanten Roman, in den sich eine zweite Stimme, eine weibliche Perspektive, in Form einer Brieffreundin mischt. Der Roman zeichnet sich außerdem durch viele verschiedene Tonlagen aus, er ist eine vielseitige und bereichernde Lektüre.
Safiye Can: Poesie und Pandemie
Safiye Cans Gedichte reflektieren die Zeit der Corona-Pandemie, ohne diese konkret zu nennen. Denn sie ist nicht die einzige Pandemie, neben ihr existieren Rassismus, Frauenfeindlich-keit oder die Ausbeutung der Natur -
sie alle sind tödliche Krankheiten.
Mit viel Gespür für Rhythmus und Sound, in kurzen, konkreten oder abstrakten Gedichten, sowie in einem Langgedicht geht die Dichterin der Frage nach: Was muss sich ändern?
Maria José Ferrada: Kramp
Im Alter von sieben Jahren beginnt M., die Ich-Erzählerin, ihren Vater auf dessen Verkaufstouren für Eisenwaren zu begleiten. Sie ist seine Geschäftspartnerin, die sogar eine Provision ausgehandelt hat. Ihre "Parallelerziehung" verläuft mehrere Jahre reibungslos, bis ein Ereignis alles verändert. Denn: das Vater-Tochter-Roadmovie spielt in den 1980er Jahren in Chile...