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Oktober 2021
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Nina Dobrot & Sarah Knausenberger (Texte) und Corinna Chaumeny &
Elke Ehninger (Collagen):
Wenn ich Flügel hätte
Fliegen, auf und davon, was wird zurückgelassen? Was kann unterwegs alles passieren? Und am Ende kommt ein auch nicht ungefährliches Unterfangen: die Landung. In vier Kapiteln, in Gedichten, Kurzprosa und zauberhaften Illustrationen widmet sich das Autorinnenquartett all den Fragen, die um Unabhängigkeit und Freiheit kreisen. Nachdenklich, ermutigend, voller Sehnsucht, aber ohne Kitsch ist das Buch, ein gelungenes Gesamtkunstwerk, ein Buch, das garantiert irgendwann etwas zerfleddert sein wird vom häufigen in-die-Hand-nehmen.
Edem Awumey: Die schmutzigen Füße
Askia fährt Taxi in Paris, jener Stadt,
in der er seinen Vater vermutet. Vor Jahrzehnten war die Familie aus Mali ausgewandert, der Vater schließlich alleine weitergezogen. Die Suche knüpft seine Gedanken an die Vergangenheit, doch die Erinnerungen sind fließend. Was ist wirklich geschehen? Wer ist er, der Mann mit dem weißen Turban, mit dem er anscheinend Ähnlichkeit hat? Die Geschichte Askias ist eine universale Geschichte des ewig Wandernden, dessen, der nie ankommt. Leise, kunstvoll und eindringlich geschrieben, stellt der Roman auch die Frage: kann die Realität festgehalten werden?
Andrea Scrima: Kreisläufe
Die 1960 in New York geborene Künstlerin Felice lebt seit 1984 in Berlin. Es hatte nicht gereicht, von Zuhause auszuziehen, sie hatte den Kontinent verlassen müssen, um "ihr" zu entkommen. Ihrer Mutter. Doch ein Leben lang ist Felice damit beschäftigt, die Geschichte der Mutter, des Vaters, ihrer Geschwister zu ergründen, die Vergangenheit zu entwirren wie ein Wollknäuel, um mit ihr abschließen zu können. Der klug komponierte, authentische und tiefsinnige Roman verzeichnet Felices Rückblicke, Träume, Reflexionen, die "Schichten des Gewesenen und Nichtgewesenen", ihre Beziehungen zu diversen Menschen, ihre Haltung zur Welt. Präzise, psychologisch scharf, sprachlich ausgefeilt und sehr bewegend erzählt Andrea Scrima weit mehr als die Geschichte ihrer Heldin.
Mireille Gagné: Häsin in der Grube
Diane, fleißige Arbeitsbiene in einer Firma, möchte - muss - ihre Effizienz steigern, anders kann sie die geforderte Leistung nicht mehr erbringen. Sie entscheidet sich für einen ungewöhn-lichen und unumkehrbaren Schritt.
Die Operation ist eine Zeitenwende in ihrem Leben, zunächst sehr vielver-sprechend. Der klug in vier Strängen komponierte Roman zeichnet sich durch vielfältige Perspektiven und Erzählweisen aus. Er ist eine Parabel über die moderne Gesellschaft und darüber hinaus eine poetische und fantastische Variante einer alten Sage der Algonkin, Ureinwohner Kanadas. In deren Zentrum steht eine Figur, die jenen erscheint, die sich verirrt haben - in Gestalt eines Hasen.
Sigrid Undset: Kristin Lavranstocher
In diesem ersten Band einer Trilogie porträtiert die Nobelpreisträgerin Sigrid Undset (1882-1949) sowohl ihre Heldin Kristin, als auch das Land, die Menschen und die Gesellschaft Norwegens im
14. Jahrhundert. Geprägt von ihren rechtschaffenen und gläubigen Eltern stürzt Kristin in tiefste Konflikte, als sie sich, obwohl bereits dem Bauern Simon versprochen, in den etwas zwielichtigen Ritter Erlend verliebt. Sie entwickelt sich vom folgsamen Mädchen zur starken Frau, ihr Wille nach Selbstbestimmung ist noch größer als die Furcht, sich ewige Schuld aufzuladen.