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Oktober 2020

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Lucia Jay von Seldeneck (Text) & Florian Weiß (Illustration): Logbuch. Schiffe, die Legenden wurden

In 27 Kurzgeschichten wird von Schiffslegenden erzählt, aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Es berichten einfache Matrosen, Jungen,

die kühne Träume haben, Architekten, über deren Gebäude Luftschiffe fliegen, mutige Kapitäne oder eine Frau, die ihr normales Leben verlässt und an Bord eines Segelschiffes aufbricht ins Unbekannte und viele mehr. Die Geschichten sind erfunden, aber nicht unwahrscheinlich, sie zeigen auf vielfältige Weise die ungebrochene Faszination der Schiff-fahrt und des Meeres. Illustriert wurden sie mit wunder-schönen, phantasievollen und plastischen Darstellungen in Grautönen, angefertigt mit einer eigens dafür gebauten Punktiermaschine. Steckbriefe der Schiffe runden das Werk ab, das die LeserInnen mitnimmt in unbekannte Gefilde.

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Boris Schapiro:

Aufgezeichnete Transzendenz

Für Boris Schapiro, in Moskau ein Klassiker, in Deutschland ein immer noch zu entdeckender Künstler, ist Poesie die Möglichkeit, das Unsagbare zu sagen, das Unsichtbare sichtbar zu machen. Dichtung verwandelt, den Dichter, den Leser. Dem Zauber des Augenblicks stellt er das Ewiggültige zur Seite, seine Quellen sind die Religion, die Dichter der Weltliteratur, aber auch die Erkenntnisse der Naturwissenschaften. Schapiro, Physiker, Mathematiker, Philosoph, Musiker und Dichter, singt mit seinen Gedichte Lieder, die die Schönheit preisen und auch den Tod nicht verschweigen. 

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Máìrtín Ó Cadhain: Die Asche des Tages

N. erhält im Büro einen Anruf mit der Nachricht, seine Frau sei verstorben.

Er weiß, dass er nun die Beerdigung mit allem drum und dran organisieren müsste, verliert sich aber in der Stadt,

in Gedanken, in Ausflüchten und Abkürzungen, die ihn immer weiter weg von zu Hause führen. Die LeserInnen folgen ihm in seine eigene Realität - und immer größer werdende Unwahrscheinlichkeit, dass er eine Lösung findet. Tragik und Komik liegen nah beieinander in diesem Roman, der einen starken Sog entwickelt und in eine andere Welt entführt.

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Ralf Rothmann: Hotel der Schlaflosen

Elf meisterhafte Erzählungen, in denen Ralf Rothmann mit poetischem Realis-mus die verschiedensten Lebensläufe erzählt. Er verzichtet auf Ausschmück-ungen, konzentriert sich ganz auf die Figuren. Mit diesen erschließt er Welten, Haltungen, besondere Ereignisse, in denen sich herauskristallisiert, was nur der Dichter zu fassen vermag. 

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Edem Awumey: Nächtliche Erklärungen

Ito Baraka ist fünfundvierzig, er wird bald an Leukämie sterben. 

Die verbleibende Zeit nutzt er, um ein Buch fertig zu schreiben, das er vor langer Zeit begonnen hat. In diesem erzählt er von seinem Leben in einem westafrikanischen Land, von der Diktatur, dem Lager, seinen Freunden, seiner Flucht. Verschränkt mit Kapiteln, die aus Itos Gegenwart berichten, erzählt in einem von starken Symbolen durchsetzten Realismus, gelingt Edem Awumey ein kunstvoller und beeindruckender Roman, der zugleich dezidiert politisch und tief menschlich die Frage "Aus welcher Nacht der Welt stammst du?" zu beantworten versucht.

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Jana Volkmann: Auwald

Ein mutiger, poetischer, schwebender und fließender Roman über die Unsicherheit des Seins. Ein tief-gründiger Roman, der in das Leben

der jungen Tischlerin Judith eintaucht, die mit dem Schiff von Wien nach Bratislava fährt und durch einen Zufall die Rückfahrt nicht antreten kann.

Sie verbringt eine einsame Zeit in den sumpfigen Wäldern der Donau, fern der Zivilisation, lebt nach einem "Riss in der Wirklichkeit" in einer anderen Welt. Und lernt das Fließen der Realität aus einer neuen Perspektive kennen.

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