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März 2019
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Laura Freudenthaler:
Die Königin schweigt
Leise, zart, feinsinnig, nur vorder-gründig schlicht, erzählt Laura Freudenthaler das Leben Fannys.
Deren Kindheit in den 1930er-Jahren auf einem Hof, ihr Leben als Frau des "Schulmeisters" im Dorf, ihre lange Zeit als Witwe, ihr schwieriges Verhältnis zu ihrem einzigen Sohn - vor allem aber ihre Bemühungen, die Vergangenheit fern zu halten. Doch immer stärker bahnen sich die Erinnerungen ihren Weg, in Träumen und Tagträumen, in Gestalten, die umher huschen, in Episoden, die sich in die Gegenwart schieben. Für Fanny ist die Wirklichkeit aus verschiedenen Ebenen gefügt und der Mensch "in seinem Leben immer mehrere." Laura Freudenthaler versteht es meisterhaft, diese Ebenen
zu beleuchten und brillant zu beschreiben.
Dagny Juel: Flügel in Flammen
Ein Gesamtwerk von 90 Seiten, geschrieben von einer jungen Frau am Ende des 19. Jahrhunderts, nun erstmals auf Deutsch publiziert - ist das heute noch lesenswert? Das ist es, denn Dagny Juel entwirft Frauen, die weder gut noch gütig sind, die sich weigern,
in die vorgegebenen Muster zu passen,
die genauso von Leidenschaften
gequält werden wie Männer, die keine Moral kennen, die
sich schuldig machen und die Schuld auch annehmen - sie zeichnet Frauen, die Menschen sind, keine Ideale.
Ihre Kurzprosa, Lyrik und Dramen atmen die Atmosphäre ihrer Entstehungszeit, sie stellen die inneren Konflikte ihrer Figuren dar, sie sind, wie Juels Leben, von Widersprüchen und Ambivalenzen geprägt. Sie sind Kinder ihrer Zeit und zugleich zeitlos wie antike Tragödien.
Franz Hessel: Der Kramladen des Glücks
Franz Hessel begleitet in seinem ersten Roman aus dem Jahr 1913 seinen Helden Gustav Behrendt von der Kindheit in Berlin bis in die Studentenzeit, die er in der Münchner Bohème verbringt. Gustav ist ein Träumer, ein Zuschauer, einer, der weder Pläne noch Strategien verfolgt. Er ist kein moderner Mensch, dieser weiß, was er will.
Dingen wie Menschen begegnet Gustav mit großem Interesse, doch dieses bezieht sich niemals auf Besitz. Er möchte alles und alle in ihrem Eigenen belassen und betrachten. Er nimmt sich nicht wichtiger als die Welt, die er in universeller Offenheit in sich aufnimmt - es ist klar, dass er nicht in die bürgerliche (Arbeits)Welt passt.
In seinem Suchen und dem Bestreben "ein Mensch" zu werden oder zu bleiben ist er ein Fremder. Ein faszinierender Mensch, Held eines Romans, der Ereignisse und Strömungen seiner Zeit benennt und doch etwas Überzeitliches hat,
der große Fragen stellt ohne theoretisch zu sein, der etwas Schwebendes und zauberhaft Märchenhaftes hat.
Der Roman ist stark autobiographisch geprägt, zugleich ist
er ein freier Daseinsentwurf. Und ein großes Leseglück!
Heinrich von Kleist (Text) &
Hanna Jung (Illustrationen):
Über das Marionettentheater
Heinrich von Kleists berühmte Erzählung über Unschuld, Bewusstsein und Anmut, wunderbar in Szene gesetzt von
der Illustratorin Hanna Jung - dieses Bilderbuch für Erwachsene ist ein Dialog zwischen Wort und Bild, der über die Jahrhunderte hinweg eine grundsätzliche Frage der Menschheit stellt:
gibt es eine Möglichkeit, noch einmal vom Baum der Erkenntnis zu essen, quasi durch die Hintertür zurück ins Paradies zu gelangen?