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März 2020
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Gebrüder Grimm & Gabriel Pacheco (Illustrationen):
Die Bremer Stadtmusikanten
Das wohlbekannte Märchen von den vier Musikern, die mit ihrem Höllenlärm eine Räuberbande aus ihrem Haus im Wald vertreiben und sich selbst einquartieren, wurde neu illustriert von Gabriel Pacheco. Dieser betont mit den reduzierten, sehr harmonischen und zugleich ausdrucks-starken Bildern die menschliche Ebene des Märchens, das als eine Parabel auf die Armen und Ausgemusterten gelesen werden kann. Schließlich sollten die vier Tiere totgeschlagen, ersäuft oder geköpft werden als ihre Arbeitskraft nachließ - doch mit Mut und List, mit Kampfgeist und Zusammenhalt kämpfen sie für ihr Leben und ihre Freiheit.
Luigi Reitani: Hölderlin übersetzen -
Gedanken über einen Dichter auf der Flucht
Einen Dichter, der vor 250 Jahren geboren wurde übersetzen - in eine andere Sprache und in eine andere Zeit - die unsere: Luigi Reitani, Herausgeber der Werke Hölderlins und Übersetzer ins Italienische, führt in sieben brillanten Essays aus, wie gewaltig,
wie modern das Werk Hölderlins ist. Nicht nur hat es in verschiedenen Sprachen und Kulturen seine unauslösch-lichen Spuren hinterlassen, es inspiriert bis heute Dichter und LeserInnen. Reitani gibt einen kurzen, aber profunden Einblick in das Werk des Dichters, die Werkstatt des Übersetzers, vor allem aber in die Weite des Sprach- und Gedankenraums des Dichters, der ungebrochen fasziniert.
Jean Stafford: Die Berglöwin
Ralph und Molly, zu Beginn des in den 1920er Jahren spielenden Romans zehn und acht Jahre alt, sind Außenseiter in ihrer Familie. Die Mutter und die älteren Schwestern gehen ganz in Konventionen auf, die beiden Jüngsten sind in keiner Weise `gefällig´.
Aus gesundheitlichen Gründen dürfen die Kinder einen Teil des Jahres auf der Farm ihres Onkels in Colorado verbringen - diese beiden Welten könnten nicht gegensätzlicher sein. Der Roman beleuchtet das komplizierte Verhältnis der beiden Geschwister, die im Haus der Mutter natürliche Verbündete sind, auf der Ranch verändert sich alles. Die Charaktere werden aus der Handlung entwickelt, auf beeindruckend schnörkellose Weise, ohne auf Mitleid abzuzielen und den Kindern die Würde der Einsamkeit belassend, komponiert Jean Stafford einen einzigartigen Roman, der "eine geballte Ladung psychologischen Dynamits" enthält. Auf das Ende hin spitzt sich das Geschehen dramatisch zu, die letzten Seiten sind zugleich Essenz und noch einmal eine neue Welt zugleich. Ganz ganz große Erzählkunst!
Bov Bjerg: Serpentinen
Vater und Sohn begeben sich auf eine Reise in den Herkunftsort des Vaters am Fuß der Schwäbischen Alb. Der Soziologieprofessor möchte seinem siebenjährigen Sohn zeigen, woher er kommt - er will vor allem aber den Weg in die Vergangenheit beschreiten, um die Dämonen, die ihn seit jeher und immer noch begleiten, loszuwerden. In Schleifen und wiederkehrenden Mustern reflektiert er über Heimat, Dazugehörigkeit, Gewalt, Suizid und den Bruch mit Traditionen, über "Familienbla" und was einen guten Vater auszeichnet. Eine Frage zieht sich durch den Roman: "Worum geht es?", gestellt von dem Jungen im Spiel, für den Vater - der noch sehr viel Sohn in sich trägt - ist sie existenziell.
Thomas Brussig: Die Verwandelten
Zwei Jugendliche verwandeln sich in einer Autowaschanlage in Waschbären! Diese völlig absurde Idee ist die Ausgangsbasis einer Satire, die vor Augen führt, wie unsere moderne, von den Medien geprägte Gesellschaft funktioniert. Thomas Brussig zeigt Gier, Juristerei, Eitelkeit, Einfalt und noch viel mehr. Er zeigt, wie wir alle mit-spielen und das Rad am laufen halten. Er hat Tiefe, dieser Roman, auch wenn er im komischen Kleid daherkommt.