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Juni 2020

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Metta Victor: Tagebuch von nem schlimmen Schlingel

Der achtjährige Georgie schreibt Tagebuch - das hat er seinen älteren Schwestern abgeschaut. Diesem vertraut er alles an, was er angestellt hat.

Das kann ein harmloser Streich sein,

eine vorsätzlich böse Tat oder auch ein gefährliches Unternehmen, bei dem er nicht nur sich selbst in große Schwierigkeiten bringt. Der anarchische Held erzählt ungeschminkt und ohne die Konventionen zu beachten, in einer eigenen und kräftigen Sprache, die bei der Übersetzung beibehalten wurde, wie er seine Zeit verbringt - das ist eine freche, frische, böse, lustige und abenteuerliche Lektüre ohne moralischen Zeigefinger. Erschienen ist das Diary 1880, es hat jedoch keine Patina angesetzt.

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Michael Stavaric: Fremdes Licht

Ein Eisplanet in ferner Zukunft,

das traditionelle Grönland des 19. Jahr-hunderts und als Verbindungsglied die Weltausstellung in Chicago 1893 - Symbol für den Aufbruch in eine hochtechnisierte Welt - zwischen diesen Zeitebenen bewegt sich der Roman, der als Science Fiction beginnt und einen weiten Bogen in die Vergangenheit schlägt. Unglaublich vielfältig in Stil und Inhalt stellt Michael Stavaric anhand der beiden Hauptfiguren Elaine und Uki die großen Fragen der Menschheit. Der aus vielen Blickwinkeln zu lesende Roman ist beeindruckend gut, spannend, poetisch und realistisch zugleich. 

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Anton Cechov: Sommergeschichten

Eine sehr schöne und trefflich übersetzte Auswahl an Erzählungen, die zwar im Sommer spielen, nicht aber nur die schönen Seiten dieser Jahreszeit feiern. Nein, alles blüht und  wächst kräftig unter der Sonne - Anton Cechov entwirft lebendige Menschen, die mit ihrem Schicksal und ihren Leiden-schaften kämpfen. Der wunderbar ironische Ton, in dem er erzählt verleiht den Geschichten Flügel, sie fliegen direkt ins Herz der LeserInnen  und entfachen das Feuer der Cechov-Leidenschaft. 

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Anke Gebert: Wo du nicht bist

Das "Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes" vom 15. September 1935 verhinderte die Hochzeit der Christin Irma mit dem Juden Erich, die einen Tag später hätte stattfinden sollen. Irma beweist großen Mut, indem sie sich nicht von Erich trennt, auch wenn er sich dafür ausspricht, um sie zu schützen. Nach dem Krieg erfährt Irma, dass der Mann, mit dem sie im Herzen längst verheiratet war, nicht zurückkommen wird. Sie beginnt einen Kampf mit den Behörden, um trotzdem als seine rechtmäßige Ehefrau anerkannt zu werden. Der Roman beruht auf einer wahren Begebenheit. Er erzählt über die Liebesgeschichte hinaus ein Stück deutscher Geschichte, gut fassbar, da sie an zwei lebendig geschilderten Menschen festgemacht wird. 

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Eshkol Nevo: Die Wahrheit ist

Das Leben eines Schriftstellers ist in die Krise geraten: seine Ehe steht auf der Kippe, seine Tochter zieht es vor, in ein Internat zu gehen, sein Freund hat Krebs. Zeit, nicht länger vor der Wahr-heit davonzulaufen, Zeit, Fragen zu beantworten. Diese bekommt er von Lesern gestellt - aus einem sehr langen Interview entwickelt Eshkol Nevo eine ehrliche Geschichte. Diese trägt die Bezeichnung "Roman", nicht Autobiographie. Es ist Zeit, sich der Wahrheit zuzuwenden, aber auch, sie mit der Wahrhaftigkeit zu verschmelzen.

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