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Juni 2016
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Camilo Sanchez:
Die Witwe der Brüder van Gogh
Sechs Monate nach dem Selbstmord Vincent van Goghs stirbt auch sein Bruder Theo. Der Verlust des Bruders hatte ihn in tiefste Depressionen gestürzt, die ihm die Lebenskraft nehmen. Seine Witwe Johanna kümmert sich um den Nachlass des Malers und sorgt dafür, dass die Gemälde und Zeichnungen berühmt werden. Der Roman ist eine Geschichte der Emanzipation, denn Johanna verfügt nicht nur über Kunstverstand, sie ist auch eine praktische und geschäftstüchtige Frau, die wirtschaftlich auf eigenen Füßen steht. Dies ermöglicht es ihr, zu entscheiden, was sie verkaufen, was sie ausstellen, und wie sie ihr Leben eigenmächtig gestalten möchte.
Antal Szerb: Reise im Mondlicht
Mihály "verliert" seine Frau Erzsi auf der Hochzeitsreise - er steigt in den falschen Zug. Er deutet dieses Versehen als Wink des Schicksals und setzt die Reise durch Italien alleine fort. Schließlich kommt er in Rom an, wo er vollends in Nostalgie verfällt und in den Erinnerungen an seine Jugend und Jugendfreunde in Budapest lebt. Eine Begegnung mit der von ihm seit vielen Jahren angebeteten Éva soll ihn erlösen, doch sein Leben nimmt eine ganz andere Wendung.
Der Roman mit seiner eleganten und melodiösen Sprache erzählt von vielen Liebenden, Menschen, die die Liebe, die Sehnsucht, den Tod, das Geld, die Wissenschaft oder die Vergangenheit lieben. Deren Wege sich zufällig oder auf magische Art kreuzen und die alle auf der Suche nach dem ihnen Gemäßen sind. Allen voran der sympathische Mihály, der so lange versucht hat, dem bürgerlichen Leben zu entfliehen.
Sasa Stanisic: Fallensteller
In der titelgebenden Erzählung kehrt Stanisic nach Fürstenfelde in der Uckermark zurück. Lada, Schramm, das Ehepaar Zieschke, und all die anderen sind noch da. Ganz unerwartet gesellt sich der Fallensteller zur Dorfgemeinschaft, freilich ohne dazu zu gehören. Er bleibt ein Fremder, der die Nöte der Menschen aufnimmt, manchmal mitnimmt, sie ernstnimmt? Stanisics Figuren in allen Erzählungen sind Suchende, ihnen begegnet Absurdes, Komisches, Trauriges, sie verantworten Diebstähle, vermasselte Auftritte, manchmal hilft nur eine Lüge weiter und allmählich ist nicht mehr klar, wer hier eigentlich wer ist, wer mit wem seinen Spaß treibt und wohin das alles führen soll. Stanisic liebt das Fabulieren, das Jonglieren, das Erfinden und er liebt seine Figuren. Er treibt sein Spiel mit ihnen, aber er tut es, um sie freier zu machen.
Joshua Groß: Faunenschnitt
Frank, ein junger Schriftsteller, fährt zu seinem Verleger Bruno ins Salzkammergut. Dort lernt er nicht nur den Bootsverleiher Edward und die schöne Sofia kennen, er erlebt einen Flugzeugabsturz, der in Wirklichkeit eine Performance ist, er hilft, einen Einbruch aufzuklären und er zelebriert selbst einen symbolischen Akt der Überwindung von Postmoderne und Kapitalismus, indem er eine Kaffeemaschine (!) verbrennt. Frank, der seinen Beruf als das Bauen eines begehbaren Kaleidoskops beschreibt, könnte das Alter Ego Joshua Groß´ sein, der mit "Faunenschnitt" einen kaleidoskopischen Roman geschrieben hat, der Realitäten ganz neu zusammensetzt, mitunter zusammenschüttelt.