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Juli 2019

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Sibylle Berg: GRM

GRM, Grime, ist die Musik derer,

die sich noch nicht ergeben haben.

Der schönen neuen Überwachungswelt. Der Roman spielt in Großbritannien,

in der Gegenwart und der nahen Zukunft. Der Weltuntergang hat nicht stattgefunden, die Welt ist nur schlimmer geworden. Im Grunde sind die Menschen überflüssig, man muss sie nur irgendwie beschäftigen.

Um die Macht zu fühlen. Die vier Helden des Romans - Kinder - wehren sich, ziemlich lange. Sibylle Berg hat die Realität ein wenig weiter gedreht, die Zukunft, die sie entwirft, ist nicht abwegig, sie ist auf grausame Weise realistisch. Und fast alle machen mit.

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Sigurdur Pálsson:

Gedichte erinnern eine Stimme

Sigurdur Pálsson schrieb diese Gedichte in dem Wissen, nicht mehr lange zu leben. Doch sie sind weder dunkel noch depressiv, im Gegenteil, Pálsson feiert in ihnen das Leben.

Licht und Schatten, Musik, Schönheit, Sinnlichkeit, die Poesie: sie geben dem Leben Gehalt, der Dichter verleiht ihnen Gestalt.

Die Gedichte sind in einer reduzierten Sprache verfasst, ernst und nachdenklich, zugleich leicht und mit Humor -

und mit großer poetischer Kraft. Pálsson hat eine sehr persönliche und das Menschsein feiernde Poesie geschaffen, seine Stimme, seine Gedichte haben Bestand. 

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Robertson Davies: Der Fünfte im Spiel

Dunstan Ramsay antwortet mit seiner Autobiographie auf den miesen Artikel, den ein junger Kollege anlässlich Ramsays Verabschiedung in den Ruhestand verfasste. Auf gut 400 Seiten erzählt er von den Dramen seines Lebens, von der Schuld, die er mit sich trägt, von der Freund- und Feindschaft mit Percy Boy Staunton, von der Verbundenheit mit Mary und Paul Dempster - es ist ein Roman über Schuld, Verantwortung, Vergessen und Erinnern. Es ist ein überaus heiteres Buch in freundlich-ironischem Ton, auch wenn die Themen ernst und die Ereignisse oft bestürzend sind. Schillernde Figuren stehen neben einfachen Menschen, Gott und Teufel fehlen sowenig wie Heilige und ihre Legenden - der Roman ist tiefgründig und verspielt, elegant, spannend aufgebaut, er regt die Phantasie des Lesers an und das alles aufgrund eines Schneeballs, der sein Ziel verfehlte.

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Sophia Mott: Dem Paradies so fern

In zwei Strängen erzählt Sophia Mott das Leben Martha Liebermanns (1857-1943). In den Kampf um eine Ausreise-genehmigung für Martha, geführt von einem Kreis mutiger Personen, arbeitet sie Rückblicke in das Leben der Ehefrau des großen Malers Max Liebermann ein. Max verstarb 1935, Martha ist in den letzten acht Jahren ihres Lebens den Anfeindungen der Nazis ausgesetzt. Neben einer Biographie zeichnet der Roman ein ausgezeichnetes Bild der Zeit, er erzählt von Werten und Traditionen, die von deutschen "Helden" mit Füßen getreten werden.

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