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Januar 2022

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Jonathan Garfinkel: Gelobtes Haus - Meine Reise nach Jerusalem

Mit Anfang dreißig reist der kanadische Jude Jonathan Garfinkel zum ersten Mal nach Israel. Er sucht nach einem bestimmten Haus, in dem ein Araber und ein Jude unter einem Dach leben - Symbol oder Frage, ob auch Israelis und Palästinenser friedlich  in einem Land leben können. Die Reise wirft alles, war er bisher über das Gelobte Land gelernt hat, durcheinander. In vielen Begegnungen und Gesprächen lernt er eine andere Realität kennen. Das Buch ist getragen vom Ringen um Verständnis - der Geschichte und Religion, der Politik und dem eigenen Selbst. Ein äußerst dichtes Buch, vielfältig und beeindruckend gut komponiert. 

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Dany Laferrière:

Granate oder Granatapfel, was hat der Schwarze in der Hand?

Dieser aus unzähligen Episoden und Reflexionen bestehende Roman ist ein Roadtrip durch Nordamerika.  Unternommen von einem jungen schwarzen Autor aus Kanada, der im Auftrag eines Magazins reist, um eine große Reportage zu verfassen. Das Buch ist weit mehr geworden, es ist eine Beschreibung der USA, eine Suche nach der DNA des Landes, und es ist ein Selbstporträt des Schriftstellers. Es ist vielfältig in Stil und Inhalt, an Gedankenreichtum und Tiefe.

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Vincent O. Carter: Meine weisse Stadt und ich. Das Bernbuch

1953 kommt der schwarze Amerikaner Vincent O. Carter nach Bern - er scheint der erste Schwarze zu ein, den die Menschen dort sehen. Alle, wirklich alle, starren ihn fassungslos an. Mit großer Mühe kann er in der kleinen Hauptstadt der Schweiz Fuß fassen. Diesen Prozess des Einlebens und zu sich selbst Findens beschreibt Vincent O. Carter in einer Mischung aus Autobiographie, Erzählung und Essay.

Er zeichnet dabei ein Selbstporträt und ein einzigartiges Bild der Stadt Bern, bis hinein in die Architektur. Und er legt Schicht für Schicht das frei, was man heute Alltagsrassismus nennt. Ohne Ironie und Humor hätte er keine Chance gehabt in dieser Stadt, was Carter aber auch auszeichnet, ist eine permanente kritische Selbstbefragung und Bemühung um Balance.

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Manuel Chaves Nogales:

Ifni, Spaniens letztes koloniale Abenteuer

Nach Jahrzehnten völliger Vergessen-heit wurde der spanische Journalist und Romanautor fünfzig Jahre nach seinem Tod wiederentdeckt. Er war zwischen 1921 und 1936 in allen wichtigen Zeitungen präsent, auch von seinem Londoner Exil aus veröffentlichte er bis zu seinem Tod 1944 in aller Welt. Dem Diktator Franco gelang es trotz der Berühmtheit Chaves Nogales, seinen Namen zu tilgen. Heute gehört er in Spanien wieder zu den bedeutendsten Intellektuellen, nun kann er erstmals auch auf Deutsch gelesen werden. In der Reihe "Iberisches Panorama" wird sein Werk in 14 Bänden aufgelegt - eine äußerst spannende Entdeckung.

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Norman Levine: Das Mädchen von nebenan und andere Erzählungen

Erinnern oder Vergessen, eine Heimat finden, das sind die Themen des kanadischen Schriftstellers, der sein Leben überwiegend in England verbrachte, dem Land seiner Kindheit und Jugend aber eng verbunden blieb. Levines Erzählweise ist schnörkellos schlicht und inspiriert von der modernen Malerei, die er in der Künstlerkolonie St. Ives, Cornwall, wo er über dreißig Jahre lebte, kennengelernt hatte. Das tägliche Leben wollte Norman Levine darstellen, auf das Wesentliche konzentriert. Dies gelingt ihm mit seinem Helden, einem Schriftsteller, dessen Leben eng an sein eigenes angelehnt ist, auf beeindruckende Weise.

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