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Februar 2023
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Pico Iyer: Japan für Anfänger
Pico Iyer, der seit über 30 Jahren in Japan lebt, empfindet sich selbst noch immer als "Anfänger". Er erlebt das Land widersprüchlich, rätselhaft und überaus faszinierend. Diese Faszina-tion gibt er in seinem aus hunderten Mosaiksteinchen bestehenden Buch an seine LeserInnen weiter. Er schreibt ohne Wertung über Religion und Rituale, über Tempel, Straßen und die U-Bahn, über Männer und Frauen, Gefühle und Abschottung, über Ähnlichkeiten und Unterschiede, über Schein und Sein... Die lehrreiche wie vergnügliche Lektüre weitet den Blick, sie gleicht einer Reise mit einem Führer, der sich nicht anmaßt, jedes Rätsel lösen zu können.
Joachim Kalka: Schatten und Schnee
In zwei brillanten Essays beleuchtet Joachim Kalka die faszinierenden Phänomene Schatten und Schnee. Er spannt einen großen Bogen durch die Jahrhunderte, findet Spuren beider in der Literatur, der Malerei und im Film. Unzählige Beispiele veranschaulichen die Bedeutung, die Konnotationen, die Vielfalt - das Buch ist ein Ausflug in die Kunst- und Kultur-geschichte, schön ist, dass ausgetretene Pfade verlassen und frische Spuren gelegt werden.
Vera Schindler-Wunderlich:
Langsamer Schallwandler
Die Gedichte dieses Lyrikbandes treten in ein Gespräch mit sich selbst und mit den LeserInnen. Sie loten in vielen verschiedenen Formen mit verschobe-nen Zeilen, Leer-Räumen, Einschüben, Wellenbewegungen und weiteren Kapriolen das Leben der Menschen und das der Worte aus. Wo fließt es weiter, wo gibt es Brüche?
Wo Brücken? Der Alltag wird ebenso bedacht wie die Ausnahmesituation, die Natur spielt eine große Rolle, die Reflexionen des Denkens in ihr. Es sind schöne Gedichte, schöne Bilder, verdichtete Gedanken in feinen Tönen.
Sarah Elena Müller: Bild ohne Mädchen
Dieser sehr intensive, atmosphärisch dichte Roman erzählt von einem Mädchen, dessen einziger Verbündeter ein Engel ist. Die Eltern sind mit sich selbst beschäftigt, Freunde hat es nicht. Es ist fasziniert vom Fernsehen, das darf es nur beim Nachbarn Ege. Dort schaut sie bald nicht nur völlig versunken zu, sie steht auch vor der Kamera, die Lebens-gefährtin Eges filmt. Es geht um Werden und Sein, um die Herstellung von Zusammenhängen, um Vorbestimmung und Zuschreibungen, darum, dass "alles seinen Preis hat".
Es geht um die Folgen der sogenannten Sexuellen Revolution, um Verantwortungslosigkeit, Blindheit und darum, den Absprung zu schaffen. Ein bestens komponierter, verstörender Roman, den man mehr als einmal lesen wird.
Olga Ravn: Die Angestellten - Ein Roman über Arbeit im 22. Jahrhundert
Der Roman ohne klassische Handlung besteht aus dutzenden "Zeugenaus-sagen", die ein "Ausschuss" zusammen trägt. Er will wissen, wie sich die Aufnahme einiger Gegenstände in das "Sechstausender-Schiff", das irgendwo im Universum unterwegs ist, auf die Menschen und Humanoiden, die dort gemeinsam arbeiten, auswirkt. Die Angestellten erzählen von ihren Sehnsüchten nach Liebe
und anderem, ihnen noch von der Erde in Erinnerung Gebliebenem, und ihrem Versuch, sich in die entmensch-lichte Arbeitswelt einzufinden. Der Roman hat absolut
nichts von einem politischen Pamphlet, er ist hochpoetisch, fließend, melancholisch. Die Angestellten stellen sich die Frage, ob es noch richtig ist, wie es ist, das sollten auch die LeserInnen tun. Ein sehr gelungenes Debüt der 1986 geborenen Autorin.
Joshua Groß: Prana Extrem
Skispringen in einem extrem heißen Sommer, schreiben, lesen, sich treiben lassen, eine Gemeinschaft auf Zeit mit den unterschiedlichsten Menschen leben, nachdenken über das, was der Kühlschrank hergibt oder darüber, wie man der "Vorverfasstheit" entkommen und die Lebensenergie, das Prana, fließen lassen kann: der Roman des jungen Autors Joshua Groß denkt weit Auseinander-liegendes, Widersprüchlichstes zusammen. Mit einer einzigartigen und erstaunlichen Mischung, die so zart wie direkt, so offen und modern wie nachdenklich und gewitzt ist, schreibt er über Alltag und Grenzerfahrungen, über Kunst und Sterben, über Minigolf und stilvolle Schuhe.
Hier ist alles drin!