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Februar 2017
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Bov Bjerg: Auerhaus
Eine SchülerWG Mitte der 80er Jahre in einem Dorf am Fuß der Schwäbischen Alb: hier spielt der Roman, der unglaublich gut die Atmosphäre, die Stimmung der Zeit und ihre spezifische Sprache einfängt.
Die sechs Jugendlichen, die dort zusammen wohnen, probieren das richtige Leben aus. Es bedeutet viel Improvisation, diverse Partys und sehr viel reden. Es liest sich leicht und oft lustig, dieses Buch, doch es hat einen ernsten Untergrund: die jungen Menschen sind hier, weil Frieder versucht hat, sich das Leben zu nehmen. Sie wollen aufpassen, dass es ihm nicht bei einem zweiten Versuch gelingt - und sie möchten ihm einen Grund aufzeigen, warum es sich lohnt, zu leben. Doch dafür muss jeder für sich diesen erstmal finden.
Oyvind Torseter:
Der siebente Bruder oder
Das Herz im Marmeladenglas
Der jüngste Bruder zieht aus, um seine älteren Brüder zu befreien. Dazu muss er das Herz des Trolls finden und zerstören, nur dann kommen alle -
das sind die 6 Brüder und ihre Bräute - frei. Mutig macht sich Hans mit seinem alten Klepper auf den Weg. Ausgestattet mit Mut, Verstand und Herz begibt er sich in große Gefahren, doch er ist so schlau, sich beizeiten Hilfe zu sichern und außerdem schlägt sein Herz für eine bezaubernde Prinzessin, die ihm sehr lässig zur Seite steht. Die Geschichte hat alles, was ein gutes Märchen braucht, ist rasant erzählt und wunderbar gezeichnet. Text und Bild stammen aus einer Hand, Torseter hat eine ganz eigene und eigenwillige Farbgebung entwickelt, um die Stimmung der Geschichte zu transportieren. Er schafft es auch, die Figuren selbst in großer Gefahr Ruhe bewahren zu lassen - vielleicht ist das das Geheimnis ihres Erfolges. Ein wunderbares Buch für Menschen ab 10 Jahren; jeder erwachsene Leser wird ebenfalls seine Freude daran haben.
Chris Kraus: I love Dick
Die Filmemacherin Chris, verheiratet mit Sylvère, verliebt sich in dessen Kollegen Dick. Da Chris und Sylvère sich alles erzählen, wird Sylvère zu einem Teil der Liaison, die rein fiktional ist und nur in Briefen existiert. Dick wird vor allem für Chris zu einer Obsession, aber er ist auch eine Art leeres Blatt Papier, auf dem Chris all ihre Gedanken niederschreiben kann. Das Buch ist eine Brief-Tagebuch-Essay-Fiktion, die sich mit sehr vielen Themen auseinandersetzt. Mit sehr privaten und persönlichen, mit kulturellen und politischen, mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft und Kunst, mit der Liebe als Gefängnis oder Energieschub, auch hier als intime oder öffentliche Angelegenheit. Das Buch ist in jeder Hinsicht eine massive Erweiterung des Blickwinkels, der des Lesers und der der Leserin.
Gerdt Fehrle: Unter uns das stille Land
Ben kommt 1933 als Zwölfjähriger wie vom Himmel gefallen in die englische Kleinstadt Wells. Linda erhält von der Lehrerin den Auftrag, sich um ihn zu kümmern. Anfangs macht sie das nur widerwillig, später wird Ben zum Teil der Familie.
Der Kriegsausbruch 1939 verändert das Leben aller, Ben und Linda gehen beide zur Air Force. Er ist ein kaltblütiger und sehr erfolgreicher Pilot, der den ganzen Krieg über fliegt, Linda überlebt wie durch ein Wunder den Angriff auf Coventry. Nachdem sich ihre Wege getrennt hatten, treffen sie 1944 in Wells wieder zusammen. Ben wagt erst jetzt, Linda sein Geheimnis zu offenbaren, das er die ganzen Jahre über gehütet hat. Sie glaubt ihm nicht und verlangt einen Beweis, den er nicht erbringen kann.
Der Roman ist ausgeklügelt konstruiert, in den Erzählfluss gestreute Hinweise (Ben ist nicht der Einzige, der ein Geheimnis hat) bauen eine große Spannung auf. Es gibt nicht die eine Hauptperson aus deren Perspektive alles erzählt wird, die historische Zeit ist nicht nur Hintergrund, sondern dramatisches Element, das das Geschehen vorantreibt.
Die facettenreiche und gut erzählte Geschichte bleibt spannend bis zur letzten Seite.
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David Garnett: Mann im Zoo
Nach einem Streit mit seiner Freundin Josephine im Londoner Zoo, bei dem sie ihm vorwirft, selbst hierher zu gehören, bittet John um Aufnahme und zieht tatsächlich als Exponat ins Affenhaus ein. Er wird zur Sensation, die Massen strömen, alle wollen ihn sehen, diesen Homo sapiens. Der Roman beherbergt mehrere Geschichten in sich: psychologische und gesellschaftskritische Studie auf der einen, eine hinreißende, von großen Gefühlen dominierte Liebesgeschichte mit der Möglichkeit ganz unterschiedlicher Lesarten auf der anderen Seite. Das alles mit Eleganz,
Humor und Ironie in bester englischer Erzähltradition,
very gentlemanlike.