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Dezember 2016
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Maxence Fermine: Schnee
Diese große Geschichte in einem schmalen Büchlein beschreibt den Weg eines jungen Mannes, Yuko, der ein Meister der japanischen Dichtkunst des Haiku werden möchte. Deshalb begibt er sich bei dem Maler Soseki in die Lehre. Dem Maler?
Ja, denn Yukos Haikus fehlt die Farbigkeit, was zuerst absurd erscheint, da Yuko ausschließlich den Schnee besingt. Yuko lernt Sosekis Vergangenheit kennen. Er lernt das Wesen der Dichtung kennen und erfährt, dass die höchste Kunst die Liebe ist. Eine sehr konzentrierte Geschichte, nachgebildet dem Haiku, das aus lediglich siebzehn Silben, verteilt auf drei Zeilen, besteht. Das stets einen konkreten Bezug zur Gegenwart hat, nie alles sagt und sich erst beim Lesen vervollständigt.
Elena Ferrante: Meine geniale Freundin
Dieser Roman spielt in den 1950er Jahren
in Neapel. Die unzertrennlichen und sehr ungleichen Freundinnen Elena und Lila kämpfen um ihren Platz im Leben.
Die hochintelligente Lila hat das Pech, nach der Grundschule in der Schusterwerkstatt ihres Vaters mitarbeiten zu müssen, während Elena Mittelschule und Gymnasium besuchen darf. Trotz all ihrer Bildung fühlt sich Elena nicht gleichwertig: Lila ist ihr im Leben immer mindestens einen Schritt voraus. Doch auch Lila steht auf wackligen Füßen und gibt einen
Teil ihrer eigenen Sehnsüchte an Elena ab. Es entsteht eine spannungsreiche Beziehung mit wechselseitigem Bewundern, Fremdsein, Vertrauen und Unverständnis.
Dies alles eingebettet in ein reiches Geflecht aus Beziehungen zu Verwandten, Nachbarn, Mitschülern, Verehrern und Freunden - und in die Stadt Neapel, die eine weitere Protagonistin des Romans ist. Die Geschichte ist sehr plastisch, sehr lebendig, hochinteressant, wunderbar menschlich und erzählt Geschichte aus weiblicher Sicht.
Rabih Alameddine:
Eine überflüssige Frau
Die zweiundsiebzigjährige Aaliya muss zwei aufreibende Tage überstehen: plötzlich taucht ihr Halbbruder in ihrer Beiruter Wohnung auf, um die Mutter bei ihr abzuliefern, einen Tag später kommt es zu einem Wasserschaden inclusive Überschwemmung. (Fast) zu viel auf einmal für die Frau, die es gewohnt ist, sehr zurückgezogen zu leben und sich der Literatur und ihren Übersetzungen ins Arabische zu widmen.
Alameddine, einer der renommiertesten Schriftsteller des Nahen Ostens, kreiert um diese Ereignisse herum einen Roman, in welchem Aaliya wie eine moderne Scheherazade mit vielen Gedanken und Gedankensprüngen, Abschweifungen und Umwegen eine dichte Geschichte ihres Lebens und das ihrer Heimatstadt Beirut erzählt.
Mit herzenswarmer Stimme und gütigem Humor überstand sie ihr Leben und so wird sie auch die beiden Tage mit ihren Folgen meistern...
Viktorija Tokarjewa: Auch Miststücke können einem leidtun
Neun Erzählungen über das Rätsel Mensch und die Seltsamkeiten der Liebe - Tokarjewas Protagonisten sind Figuren,
die sich nicht immer korrekt verhalten.
Sie sind Menschen, die lügen, sich nicht entscheiden können, sich aus der Verantwortung schleichen, aber auch solche, die nicht aufgeben, die verzeihen können, die zeigen, dass Wahrheit und Gerechtigkeit Begriffe sind, die nicht eindeutig mit der Komplexität des Lebens vereinbar sind. Es geht der Schriftstellerin nicht darum, einen Schuldigen auszumachen, sondern um menschliche Gesten des Verständnisses.