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April 2016

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Penelope Fitzgerald: Die Buchhandlung

Florence Green eröffnet Ende der 50er Jahre eine Buchhandlung in einer Kleinstadt an der englischen Südküste. Damit durchkreuzt sie die Pläne der moralischen Schirmherrin der Stadt,

die in Old House ein Kulturzentrum einrichten wollte. Mrs. Green schlägt sich wacker, doch gegen den Einfluss von Mrs. Gamart kann sie sich schließlich nicht durchsetzen. Die Stärke des Romans, der die englische Klassengesellschaft vor Augen führt, liegt in seinem wunderbar ironischen Stil. Er ist so britisch wie ein Weihnachtspudding und noch köstlicher.

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Jonas Lüscher: Frühling der Barbaren

Preising, ein Schweizer Unternehmer, urlaubt in einem tunesischen Luxus-Resort, als das englische Finanzwesen zusammen bricht. Da in diesem Hotel auch eine Gruppe von siebzig Engländern weilt, die eingeflogen wurde, um standesgemäß die Hochzeit eines Paares zu feiern, das

"in der City tätig ist", erlebt Preising dort den Kollaps der westlichen Zivilisation. 

Ist ein Mensch ohne Kreditkarte immer noch ein Mensch?

So platt fragt Lüscher nicht, er spielt die Geschichte mit scharfsinniger Ironie, die sich mitunter ins Groteske steigert durch. Er hütet sich vor Schwarz-Weiß-Denken, und arbeitet sehr viele Farbtupfer in seine konzentrierte Geschichte ein. Damit vereinigt er gekonnt Tiefgang mit Unterhaltungswert.

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Nadine Gordimer:

Ein Mann von der Straße

Abdu, ein illegal in Johannesburg lebender Araber und Julie, eine Tochter aus bestem Haus, verlieben sich ineinander und werden ein Paar. Als er ausgewiesen wird, tut sie das Undenkbare: sie begleitet Abdu in sein Heimatland. Dort ist er wieder Ibrahim, eingebunden in eine Großfamilie und er will nur eines: so schnell wie möglich wieder weg.

Sein großer Traum ist Amerika. Julie hingegen lebt sich unerwartet gut ein, sie scheint in dem muslimischen, rückständigen Land einen Platz gefunden zu haben.  

Der Roman ist eine sehr subtil erzählte Liebesgeschichte, eingebettet in kulturelle und politische Zusammenhänge,

die ihm eine sehr große Dimension geben und die Fragen nach Herkunft, Prägung, Wahlfreiheit und Möglichkeiten gegenseitigen Verständnisses stellen.

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Jocelyne Saucier: Ein Leben mehr

Eine Fotografin fährt in die kanadische Wildnis, um drei alte Männer aufzusuchen, die ihr etwas von den Großen Bränden des Jahres 1916 erzählen können. Siebzig Jahre nach diesem Ereignis. Mit ihrer Ankunft verändert sich das Leben der Männer, völlig anders wird es, nachdem auch noch Marie-Desneige, eine Dame von zweiundachtzig, zu ihnen stößt. Die Frauen bleiben einfach und enträtseln gemeinsam die Vergangenheit. Mit ihnen kommt nicht nur Veränderung in die Einsamkeit, sondern auch die Liebe - beide haben keine Altersgrenze.

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