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April 2015
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Michael Köhlmeier: Shakespeare erzählt
Shakespeare breitet in seinen Dramen die ganze Breite und Tiefe der menschlichen Seele aus. Die Dramen und ihr Personal sind heute noch so lebendig wie zur Zeit ihrer Entstehung - und geben noch heute Rätsel auf. Köhlmeier erzählt elf Geschichten "nach", er übersetzt in zeitgemäße Sprache, spürt den Kern der jeweiligen Story auf und bietet Adaptionen, die überzeugend in die "Bergwerke" der Seele führen, deren Schätze Shakespeare für uns gehoben hat.
Klaus Modick: Konzert ohne Dichter
Heinrich Vogelers berühmtestes Gemälde "Das Konzert" ist fertig, er betrachtet es
und erinnert sich an die fünf Jahre seiner Entstehung. An die Aufbruchstimmung in der Künstlerkolonie Worpswede bei Bremen, an die Liebe zu seiner Frau Martha, an den Beginn der Freundschaft mit Rainer Maria Rilke. Nun, 1905, löst sich die Gemeinschaft der Maler auf, die Ehe kriselt, von der Seelenverwandtschaft zu Rilke ist nicht mehr viel übrig.
In diesem Roman, der einen ironisch-heutigen Ton anschlägt, geht es um die Kunst, aber auch um Vorstellungen vom Leben und Desillusionierung. Und um eine Leerstelle in besagtem Gemälde.
Jurica Pavicic: Tabernakel
Drei Erzählungen, in deren Mittelpunkt Häuser stehen, die übermächtige Geschichten hüten. Erzählungen, die auf langsam sich nähernden Wegen zum Kern der Geschichten vordringen und zeigen, dass Dinge ganz anders sein können als sie aussehen. Die offene Haltung Pavicics ermöglicht es dem Leser, die Geschichten selbst weiterzudenken, seine eigenen Schlüsse zu ziehen.
Das sorgt für langen Nachhall.
Kamila Shamsie:
Die Straße der Geschichtenerzähler
Die junge Archäologin Vivian Spencer genießt bei Ausgrabungen in der Türkei und später bei Peschawar Freiheiten, die sie in England nicht hat - sich diese Freiheiten dort aber nur als Engländerin
nehmen kann. Der Erste Weltkrieg verändert die Situation, sie muss die Türkei 1914 verlassen. Später reist sie zu Ausgrabungen nach Peschawar, sie will einen legendären Silberreif aus dem Jahr
500 v.C. finden. Dort gibt sie ihre Leidenschaft für die alten Zeiten an den jungen Najeeb weiter und kommt den blutigen Kämpfen der indischen Befreiungsbewegung sehr nah. In ihrem Roman
verknüpft Shamsie persönliche und politische Entwicklungen, sie fängt den Zauber des Orients ein, führt die Geschichte auf einen ruhigen Punkt in diesem Strudel an Ereignissen zu - der Leser kann
tief in eine fremde und ferne Welt eintauchen und den Kampf um Freiheit auf allen Ebenen miterleben. Er reicht vom Recht auf Lesen-lernen bis zu dem Recht auf die eigene Geschichte und Regierung
des Landes.