Willi Weitzel (Text) & Verena Wugeditsch (Illustration) -

Der Frieden ist ausgebrochen

Dieses Buch für Kinder ab 3 Jahren ist eine Reaktion auf den im Februar 2022 ausgebrochenen Krieg in der Ukraine, es handelt jedoch vom Krieg an sich. Die Fragen seiner jüngsten Tochter veranlassten den Autor und Journalisten Willi Weitzel, sich einem Thema zuzuwenden, das nicht einfach ist, Kindern zu erklären. Er hat dafür die Form eines Dialogs zwischen einer Tochter und ihrem Vater gewählt und ich denke, es ist ihm gut gelungen.

 

Auch mit Hilfe der Illustrationen, die die Gespräche bebildern, die Stimmung des Erzählten unterstreichen und einen unmittelbaren Eindruck vermitteln, schafft er es, einem kleinen Kind zu erklären, was Frieden und Krieg bedeuten. Einem Kind, das zwar Streit unter FreundInnen kennt, aber mit dem Wort "Krieg" nichts verbindet.

 

"Am Morgen nach dem 24. Februar 2022 kam die Jüngste meiner drei Töchter die Treppe runter und sagte: "Papa, im Kindergarten haben sie gesagt, da ist was ausgebrochen, aber ich weiß nicht mehr was!"

 

Er fängt in seiner Geschichte beim Gegenteil an: "Papa, der Frieden ist ausgebrochen! Das haben die Großen auf dem Spielplatz gesagt", sagt die Tochter.

 

Die Szenerie ist ein gemütliches Sofa, der Vater liest ein Buch, das Mädchen kuschelt auf seinem Schoß, natürlich fehlt auch die Katze nicht.

In einem Frage-und-Antwort-Spiel erklärt der Vater zunächst, wo der Frieden wohnt ("... in uns Menschen drin"), dann benennt er seine Freundinnen: "Freiheit, Gerechtigkeit und Liebe." Symbolisiert werden die drei durch tanzende Mädchen mit Waage, Friedenstaube, weißer Fahne. 

"Aber leider platzt manchmal ein Krieg mitten in die heile Welt."

 

Verständlich, mit einfachen Worten und Bezügen zum Leben der Tochter versucht der Vater dem Kind nachvollziehbar zu machen, was Krieg ist, wie "Länder" streiten können. Für das Mädchen ist ein "Land" eine Landschaft, Wälder, Berge und Dörfer.

In seiner Erklärung, wie dann tatsächlich ein Krieg entsteht - auf dem Bild ist er ein schwarzer Schatten in Form eines gefährlichen Tieres, man sieht Soldaten marschieren - spricht er auch sogleich an, wie man einen Krieg vermeiden oder beenden kann: mit Reden.

 

Das Thema Flucht wird beleuchtet, eine lange Karawane zieht von einem dunklen Land, in dem gerade eine Bombe explodiert, in ein helles, mit fröhlich bunten Häusern.

 

Schließlich die Kardinalfrage: "Wie hört ein Krieg wieder auf?"

 

"Es ist schwierig, aber es ist möglich. Zuerst darf nicht mehr geschossen werden. Dann können sich die Kriegsländer mit einem Friedensvertrag vertragen. Und am Ende werden weiße Flaggen gehisst."

 

Ein nachdenkliches Mädchen sitzt hier auf einem Tisch, auf dem eine Zeitung mit der Überschrift "Jubiläumsrückblick:

Die Mauer ist weg!" liegt. Eine gute Rückbindung an die eigene Geschichte und ein Beweis dafür, dass unmöglich Scheinendes möglich werden kann.

 

Wird mit dem Krieg auch der Hass eingesperrt, so das Fazit des Vaters, kann es am Ende eine fröhliche Party geben: Mann und Frau und Kind und Maus feiern miteinander und lassen den Frieden ausbrechen.

 

Willi Weitzels Plädoyer für "Zuhören und Reden", das in seinen Augen "der Grundstein für Frieden (ist) und Konflikte vertreibt" ist ein gelungener Versuch, Kindern ein komplexes Thema nahezubringen. 

Ein Kind wird nicht alle Worte, die er benutzt, verstehen,

z.B. Friedensvertrag. Dies gibt aber Anlass für ein Gespräch zwischen Vorlesenden und Zuhörenden. Und das ist die Grundlage für Verständnis. 

 

Schön, dass der von "Willi Wills Wissen" und weitern Kindersendungen bekannte Journalist und Autor im November 2022 den Großen Preis der Akademie für Kinder- und Jugendliteratur erhielt!

 

 

 

 

 

 

 

 

Willi Weitzel (Text) & Verena Wugeditsch (Illustration):

Der Frieden ist ausgebrochen

Bohem Press, 2022, 24 Seiten, vollfarbig, Hardcover