Sasa und Nikolai Stanisic (Text) & Katja Spitzer (Illustration) - Hey, hey, hey, Taxi!

Wieder ist Sasa Stanisic im Taxi unterwegs, um Geschichten zu finden, die er seinem Sohn Nikolai nach Hause bringen kann. Oder sie erfinden gemeinsam, einige der Geschichten hat Nikolai sogar selbst geschrieben. Jede einzelne ist so fantasievoll wie die Illustratio-nen Katja Spitzers, die knallig bunt im Comicstil die Fantasie anregen.

 

Die Taxis sind natürlich keine herkömmlichen Autos, die schlicht von A nach B fahren. In diesem Buch gibt es fahrende Wälder, Blätter, oder ein Käsewagen, die Fahrer sind ein Kakadu, eine freundliche Mücke oder ein junger Mann, der sich stets verfährt. Manchmal fährt das Taxi auch einfach selbst, und selbst mit Schluckauf kommt es an.

 

Der Fantasie sind wirklich keine Grenzen gesetzt, und die Leser:innen werden in die Geschichten eingebunden. 

Immer wieder werden Fragen gestellt, die auffordern, über das besprochene Thema nachzudenken.

 

Diese Themen sind etwas nicht können, geben statt nehmen, Freundschaft, Mut und Treue, was macht Freundschaft über-haupt aus? Es geht um Lebenserfahrung, gemeinsames, hilfreiches Seufzen, Teamwork, Kunst und die Macht des Marktes, die sich brechen lässt.

 

Es gibt die ganz klassische Geschichte eines geraubten Zwergs, der mit List und sehr viel Mut befreit werden muss.

Die atmosphärisch dichte Story des Blatt-Taxis führt in die Natur und erzählt von der Wichtigkeit, sich in Geduld zu üben, auch mal zu chillen und zu erkennen, wie viel sich da draußen tut, auch wenn es auf den ersten Blick total lang-weilig zu sein scheint.

Die sehr zu Herzen gehende Geschichte von Philomena von Plapperberg erzählt von einer gestohlenen Liebe - ihre Partnerin Penelope wurde einfach mitsamt der Wohnung einer verstorbenen liebenswürdigen alten Dame ausgeräumt. Doch auch hier gibt es Hilfe. "Flügel an Flügel flattern die beiden Kakadudamen" am Ende zusammen davon, glücklich, wieder beieinander zu sein. 

 

So glücklich wie Papa Sasa, der seine Geschichten nach Hause bringen und erzählen kann. Genau dieses zu tun, und auch ihre Kinder dazu zu ermuntern, möchte er auch seine Leser:innen:

"Dass Kinder Geschichten erzählen - mit ihren eigenen Worten -, das ist es, was zählt. Es zählt, dass sie Wirklichkeit in Fantasie übersetzen und dabei in sich und in andere hineinhorchen, gewissermaßen nebenbei Empathie erlernen, indem sie beobachten, sich in andere Leben versetzen und Wünsche formulieren, die nicht nur die eigenen sind."

 

Man könnte diesen pädagogischen Ansatz auf langweilige Art verfolgen, das sind die Taxi-Stories beileibe nicht. Dazu trägt auch die Fabulierkunst Stanisics bei, die man aus all seinen Erzählungen und Romanen kennt.

Hier "rumpelt das Taxi wie eine Turnhalle voll turnender Bratpfannen. Und trumpelt und graulft und röchtert und stoppert genüsslich, bis an unser Ziel".

Der Fahrgast des Blatt-Taxis wird "herumgepurzelt wie eine Kartoffel in einer Waschmaschine" - ein sehr plastischer Vergleich, der von den Leser:innen in ein Bild umgesetzt werden könnte. Denn auch zum Malen fordert das Autoren-team immer wieder auf.

 

Rot, Blau, Grün, Gelb und ein warmes Eichhörnchenbraun sind die Farben, die Katja Spitzer gewählt hat. Mit ihnen zaubert sie fein abgestuft Emotionen aufs Papier, die Gesichter der Tiere sind so ausdrucksstark wie die der Menschen. Und auch die Fahrzeuge zeigen Charakter!

 

Das Buch ist für Lesende von 6 bis 10 Jahren gedacht, aber die Freude an diesen Geschichten geht weit über dieses Alter hinaus. Sie machen schlicht und ergreifend ganz viel Spaß.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sasa Stanisic, Nikolai Stanisic (Text) & Katja Spitzer (Illustration): Hey, hey, hey, Taxi! Band 2

Mairisch Verlag, 2024, 88 Seiten Hardcover