McEwan, Ian

Ian McEwan: Die Kakerlake

Jims Sams hat nur ein Ziel: er will den "Reversalismus" einführen. Diesem Ziel dient er mit jeder Faser seines Körpers, so sehr, dass er bald kaum noch weiß, wozu diese neue Wirtschafts-und Gesellschaftsordnung gut sein soll.

Egal - er will den Willen des Volkes umsetzten und Großbritannien in die Freiheit führen. Ganz unverkennbar handelt es sich beim Premierminister Sams um Boris Johnson, das Pikante: Sams ist eigentlich eine Kakerlake,

die in die Downing Street geraten ist, sich wie Kafkas Held Gregor Sams verwandelte und dort plötzlich die Fäden der Macht in der Hand hält. McEwans Politsatire spielt mit der Realität und beschreibt einen Wahn, der sich Realpolitik nennt. Der Roman garantiert ein fieses Lesevergnügen.

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Ian McEwan: Kindeswohl

Die Richterin Fiona Maye muss darüber entscheiden, ob einem 17jährigen leukämiekranken Jungen gegen den Willen der Eltern - sie sind Zeugen Jehovas - eine Bluttransfusion verabreicht werden darf. Und dies zu einer Zeit, als ihre Ehe in einer tiefen Krise steckt und sie seelisch angeschlagen ist. In ihrem Urteil lotet sie die Grenzen des freien Willens bei lebenslanger Indoktrination aus und ordnet zum Wohl des Kindes die Transfusion an. Später, als Adams Leben und Einstellung sich verändert haben, muss sie erkennen, dass sie als Mensch in einem entscheidenden Moment Schwäche gezeigt hat. Die Verantwortung der Richterin entbindet sie nicht von der persönlichen Verantwortung.

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