Jürgen Banscherus (Text) & Franziska Neubert (Illustration) - Aber Luise!
Oh weh, Luise. Sie ist ein besonderes Kind. Es ist "alles dran" an ihr, rein äußerlich unterscheidet sie sich kein bisschen von jedem anderen Kind.
Aber sonst! Schon als Neugeborene lugt sie mit einem offenen und einem zusammengekniffenen Auge gewitzt hinter ihrer Bettdecke hervor. Sie schaut interessiert auf Hund und Katze, die auf der Decke sitzen. Über ihr schwebt ein Mobile, das eine Sternenkonstellation mit einer Rakete darstellt - ein Ausblick auf Luises Zukunft. Ihre Haare sind nach oben gebunden, verziert mit einem roten Stein sieht das sehr königlich aus, würdig einer Entdeckerin.
Es dauert nicht lange, da löst sie durch heftiges Schaukeln die Bremsen ihres Kinderwagens. Sie saust eine abfällige Straße hinab, gefolgt von allerlei Gegenständen, die der Luftstrom mitreißt, begleitet von der schwarzen Katze, die man bereits kennt.
Als Luise älter wird, wird es nicht besser. Sie spielt gerne Klavier - aber wie! So dass die Tiere Reißaus nehmen, die Menschen sich verstecken oder fliehen, nur der Hund heult mit und der Katze macht´s nichts aus. Sie schläft einfach weiter.
In ihrer Vergesslichkeit lässt sie das Gatter der Ponys offen, die nutzen die Gelegenheit für einen Ausflug.
So geht es weiter, zu Land, unter Wasser und bald auch in der Luft. Genauer gesagt, im Universum.
Drückt sie doch aus Versehen oder absichtlich, wer weiß das schon, den Startknopf einer Rakete, als sie einmal mit ihren Eltern eine Raketenstation besucht.
Unerwartet befindet sie sich plötzlich auf einem kleinen Planeten, unverhofft lebt dort bereits ein Junge.
"`Hallo´, begrüßte er Luise. `Ich bin Luis. Und wer bist du?´
`Ich bin Luise. Wohnst du hier?´, fragte sie.
Luis zuckte mit den Schultern: `Irgendwie schon. Aber eigentlich komme ich von der Erde. Meine Eltern haben mich auf dem Planeten abgesetzt. Sie fliegen zum Ende der Milch-straße. Auf dem Rückweg holen sie mich wieder ab´."
Luis hat sich wohnlich eingerichtet, mit einem sehr fantasie-vollen Labor, es ist eindeutig eine Forschungsstation, die er da bewohnt.
Unumwunden stellen die Kinder fest: `Bei mir geht alles schief.´ `Bei mir auch´."
Das ändert sich auch auf dem kleinen Planeten nicht.
Und traurig ist es auch irgendwie, obwohl die beiden alles haben, sogar ein Auto für Erkundungstouren.
Sie haben Heimweh nach ihren Eltern. Was tun?
Vielleicht eine Rakete bauen, die sie zur Erde zurückbringt?
Aber Luise! Aber, aber ...
Können Luise und Luis das schaffen? Ja. Mit vereinten Kräften, mit Mut und Fantasie, mit Zuversicht und einem Quäntchen Glück kann man vieles schaffen.
Auch, wenn man das Unglück gepachtet zu haben scheint, denn am Ende geht es dann doch immer gut aus.
Die Geschichte der beiden Kinder wurde bildlich umgesetzt von Franziska Neuber, die sich hier für die Technik des Holzschnitts entschied. Mit diesem gestaltet sie ausdrucks-starke und bewegte Bilder, gedruckt in kräftigen Farben.
Die Gesichter aller Figuren, auch die der Tiere, sind lebhaft, man sieht ihnen an, wie sie sich fühlen.
Und auch die Gegenstände sind belebt, sie wirken weder statisch, noch unbeteiligt.
Sie alle sind Teil des Luise-Universums. Sie leben mit ihr, fiebern mit ihr, und vor allem: sie halten zu ihr, egal, wie tollpatschig sie ist.
LeserInnen jeden Alters werden sich in "Aber Luise!" wiederfinden, vor allem solche, die die Tollpatschigkeit und das Schiefgehen aus ihrem eigenen Leben kennen.
Also alle. Wer fühlt sich nicht manchmal wie auf einem anderen Planeten?
Jürgen Banscherus (Text) & Franziska Neubert (Illustration):
Aber Luise!
Kunstanstifter Verlag, 2023, 32 Seiten, Hardcover